Geoffrey Chaucer

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Allgemeines

Geoffrey Chaucer (Bild aus dem 17. Jh.)

Geoffrey Chaucer wurde 1342, wahrscheinlich in London; geboren und starb ca.1400 in London[1]. Er war ein englischer Schriftsteller und Dichter. Ruhm erwarb er sich durch die Canterbury Tales. In der damaligen Zeit wurde die englische Dichtung vorwiegend auf Latein, Französisch oder Anglonormannisch geschrieben. Chaucer setze jedoch auf die Volkssprache und erhob dadurch das Mittelenglische zur Literatursprache.

Biographisches (vom deutschen Wikipediaeintrag übernommen und stark gekürzt)

Chaucer entstammte einer reichen Londoner Weinhändlerfamilie. Die erste schriftliche Erwähnung seines Namens findet sich 1357 im Haushaltsbuch der Gräfin von Ulster, Elizabeth de Burgh, der Frau des Prinzen Lionel von Antwerpen. Chaucer nahm als Soldat an einer Invasion in Frankreich teil und wurde 1360 Kriegsgefangener, aber aufgrund eines Lösegeldes wieder freigelassen und arbeitete als Kurier in Lionels Diensten.

Danach gibt es erst 1366 es wieder eine Spur, ein Schutzbrief für freies Geleit von König Karls II. von Navarra. Chaucer ist wiederholt im Auftrag des englischen Königs in Belangen der Diplomate unterwegs.

1366 heiratete er Philippa Roet, eine Hofdame der Königsgemahlin Philippa von Hennegau und Tochter von Sir Gilles, genannt „Paon de Roet“. Ihre Schwester Catherine Swynford war ab 1372 Mätresse. Aus der Ehe mit Philippa gingen mindestens zwei Söhne, Thomas und Lewis, und vermutlich zwei Töchter, Elizabeth und Agnes, hervor. Nur von Thomas Chaucer ist Näheres bekannt, denn er wurde später einer der wohlhabendsten und politisch einflussreichsten Köpfe Englands.

Ab 1367 wurde Geoffrey Chaucer als Mitglied des königlichen Haushalts geführt. Vermutlich studierte er auch an den Inns of Court, der Londoner Rechtsschule. Von 1366 bis 1370 wurde er viermal in königlichem Auftrag ins Ausland gesandt. Es wird vermutet, dass Chaucer 1368 in Mailand bei der Hochzeit Lionels mit Violante, der Tochter Galeazzo II. Visconti, anwesend war und bei dieser Gelegenheit Petrarca und Jean Froissart getroffen haben könnte, zwei seiner literarischen Vorbilder.

Sein erstes literarisches Verdienst ist wohl seine Übertragung des französischen Roman de la rose ins Mittelenglische. Als sein erstes eigenes Gedicht gilt das Buch der Herzogin, eine Lobrede auf Blanche of Lancaster. 1372–73 bereiste er in königlichem Auftrag Genua und Florenz. Spätestens auf dieser Reise lernte er Italienisch, und vermutlich kam er auch erstmals in Kontakt mit der Dichtung Boccaccios und Dantes, nach deren Vorbild er später die Canterbury Tales verfasste.

1374 wurde er zum Zollinspektor. 1377/78 bereiste er wiederum das Ausland. Nach 1382 delegierte er die Arbeit im Zollhaus zunehmend an seine Stellvertreter, 1385 siedelte er nach Kent um. Bereits ein Jahr später repräsentierte er diese Grafschaft im House of Commons. Seine engen Verbindungen zum Königshof wurden ihm jedoch 1386 zum Verhängnis, all seine Ämter wurden ihm aberkannt. 1387 starb Chaucers Frau. 1390 wurde er von Richard II zum clerk of the works ernannt. Nach nur einem Jahr wurde ihm sein Amt wieder entzogen und zum Forstaufseher über die königlichen Wälder in North Petherton in der Grafschaft Somerset ernannt. In dieser Zeit entstanden auch die meisten der Canterbury Tales. Später Er ließ sich wieder in London nieder, wo er aber bereits ein Jahr später verstarb, vermutlich am 25. Oktober 1400 – dies ist zumindest das Datum, das auf seinem heutigen Grabmal zu lesen ist; es wurde jedoch erst im 16. Jahrhundert errichtet. Er wurde in der Westminster Abbey beigesetzt; beginnend mit Edmund Spenser wurden ab 1599 traditionell die besten englischen Dichter in der Poets’ Corner rund um sein Grab bestattet. Seit 1959 ist er Namensgeber für Chaucer Island in der Antarktis.

Chaucer und Tolkien

Tolkien lernte die Werke Chaucers durch den Unterricht von George Brewerton in der sechsten Klasse kennen. Dieser legte besonderen Wert auf die Auseinandersetzung mit englischer Literatur. Er regte die Schüler an, Chaucer und insbesondere die Canterbury Tales im mittelenglischen Originaltext, zu lesen. Für Tolkien war dies eine Offenbarung und Motivationsquelle zur Erfoschung der Geschichte der Sprache.[1] In späteren Jahren endete für Tolkien die englische Literatur mit Chaucer zu Ende.[2] Im Juli 1938 reagiert Tolkien auf die Einladung von John Masefield, bei den Summer Diversions in Oxford als Chaucer aufzutreten, mit folgenden Worten: In der langjährigen Tradition der englischen Literatur steht Chaucer eher in der Mitte, als am Anfang. Mir erscheint er nicht frühlingshaft, sondern herbstlich (oder sei es frühherbstlich) und nicht königlich, sondern mittelständisch. Aber, wie schon gesagt, dies sind fachliche Belange, über die wir bei diesem Anlaß wohl die Klingen nicht kreuzen müssen."[3] In einem anderen Brief bezieht sich Tolkien auf Chaucer, wenn er Michael zu den, von Tolkien eng verknüpften Themen Sexualität, Freundschaft und Liebe zwischen Mann und Frau sowie Sünde schreibt.

Chaucer in den Tolkien Briefen

Chaucer wird in den folgenden Tolkien Briefen erwähnt:

Weitere Infos zu Chaucer

  • Sein Familienname leitet sich vom franz. chausseur, „Schuhmacher“, ab.[4]

Links

Quellen


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  1. Carpenter, Humphrey. "J.R.R. Tolkien: Eine Biographie, Klett-Cotta 2022, S.51
  2. Carpenter, Humphrey. "J.R.R. Tolkien: Eine Biographie, Klett-Cotta 2022, S.115
  3. Humphrey Carpenter, J. R. R. Tolkien Briefe, 4. deutsche Auflage, Klett-Cotta S. 55
  4. W. W. Skeat (Hrsg.): The Complete Works of Geoffrey Chaucer. Clarendon Press, Oxford (1894–1897) 1899, Band 1, S. IX.