Tharbad

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Tharbad (Sindarin für ‚Übergang‘) ist im Legendarium eine Stadt im Südteil von Eriador.

Geographie

Tharbad ist eine Stadt und Binnenhafen im südlichen Eriador beim Zusammenfluss von Glanduin und Mitheithel. Die Nord-Süd-Straße überquert hier den Fluss auf einer Furt. Etwa 200 Meilen flussabwärts, wo der Gwathló in das Meer mündet, ist schon vorher der erste númenórische Hafen, Lond Daer, entstanden.

Die Stadt bestand von Beginn an aus zwei Stadtteilen, getrennt durch den Fluss und zunächst durch eine hölzerne Brücke verbunden. Das umgebende Land war ein bewaldetes Sumpfgebiet, welches gefährlich zu durchqueren war. Tharbad mit seinen Holzhäusern, hölzernen Kaien und hölzernen Straßen war vermutlich auf Pfeilern errichtet, die es im weichen Untergrund vor dem Versinken bewahrten. Die einzigen sicheren Wege von und nach Tharbad waren zu dieser Zeit der Fluss in Richtung Meer und eine auf einem Damm errichtete Straße in den Osten, nach Ost-in-Edhil hin. Diese verlief vermutlich südlich des vom Glanduin gespeisten sumpfigen Delta des Nin-in-Eilph:

[...] the land was almost flat, and the waters became sluggish, tending to spread into fenland. Above Tharbad the river forked, with both branches having converged from out of a network of swamps, pools and eyots, where the only inhabitants were hosts of swans, and many other waterbirds.

—” J. R. R. Tolkien: Unfinished Tales of Númenor and Middle-earth. Part Two: The Second Age, IV The History of Galadriel and Celeborn.

Beschreibung

Zweites Zeitalter

Im frühen Zweiten Zeitalter (um das Jahr 1000 Z. Z.) wurde Tharbad von den Númenórern als einer ihrer ersten Häfen in Mittelerde und deren größter Binnenhafen gegründet.

Tharbad war vor allem bedeutend durch dessen Nähe zu dem befreundeten Noldorreich von Eregion und war einer der zentralen Punkte für die Zusammenarbeit zwischen Númenor und der in Mittelerde verbliebenen Elben. Tar-Aldarion, sechster König von Númenor, traf sich in Tharbad mit Galadriel und Celeborn, welche zu dieser Zeit in Eregion wohnten. Außerdem traten hier die ersten wirtschaftlichen Interessen der Númenórer an Mittelerde zutage, welche die schier endlosen Wälder zum Schiffbau nutzten. Jedoch konnten die großen, hochseefähigen Schiffe beladen den Gwathló nicht beschiffen, sodass diese in Vinyalonde/Lond Daer anlegen mussten und dort von kleineren Booten beliefert wurden.

Im Jahr 1700 Z. Z., als Sauron Eregion und Eriador verheerte, wurde Tharbad von seinem Heer belagert und nur schwach gehalten. Der númenórische König Tar-Minastir landete schließlich mit seiner Flotte am Lhûn, sein Admiral Ciryatur dagegen in Vinyalonde und zog von da aus den Gwathló hoch, wo der zurückweichende Sauron zwischen beiden Heeren in der Schlacht am Gwathló besiegt und seine ganze Armee vernichtet wurde. Durch den Krieg und den Schiffbau der Númenórer waren die Wälder zu beiden Seiten des Gwathló bereits stark geschwunden.

Tharbad war nun isoliert in einer verwüsteten Gegend und verlor rasch an Bedeutung, im Gegensatz zum wachsenden Hafen von Vinyalonde, der nun Lond Daer (Großer Hafen) genannt wurde. Die Númenórer hatten jetzt Gefallen an der Macht gefunden und betrieben dort intensivsten Schiffbau. Die Wälder zwischen Lond Daer und Tharbad wurden bis weit ins Landesinnere zu großen Teilen einfach abgeholzt, den Númenórern war das Schicksal dieser Länder egal, solange nur ihre Heimatinsel nicht berührt wurde, und so verwandelten sie binnen wenigen hundert Jahren das riesige Gebiet links und rechts des Gwathló in eine baumlose Ödnis. Die eingeborenen Völker, welche im Krieg stark gelitten hatten, versuchten zwar Widerstand zu leisten, númenórische Siedlungen anzugreifen und deren Holzlager zu verbrennen, hatten aber natürlich gegen deren immense Militärmacht keine Chance. Die Númenórer, welche nun vor allem auf Eroberung und Beute aus waren, nutzten Lond Daer und Tharbad zur Unterdrückung der bereits völlig zerstörten Länder. Zu späteren Zeiten, als Númenor seine mächtigste, dunkelste Phase erreichte, wurden von hier aus wohl vor allem Sklaven nach Númenor verschifft. Nach dem Untergang von Númenor blieb Tharbad, im Gegensatz zu Lond Daer, bestehen.

Drittes Zeitalter

Nach der Gründung der Reiche Arnor und Gondor, deren Grenze der Gwathló war, wurde Tharbad aufrechterhalten und gehörte zu beiden Reichen gleichzeitig, obwohl diese Gegend nun so gut wie unbewohnt war. Vermutlich fungierte Tharbad auch als Treffpunkt für Gespräche zwischen den beiden Ländern. Eine über 1000 Meilen lange Straße (die Nord-Süd-Straße) zwischen beiden Hauptstädten Osgiliath und Annúminas wurde gebaut, welche Tharbad auf einer neu errichteten steinernen Brücke überquerte. Die sumpfigen Länder rund um Tharbad wurden von der Straße auf hohen Dämmen überquert. Auch als Binnenhafen wurde die Stadt weiterhin genutzt und die schnellste Verbindung zwischen Osgiliath und Arnor führte tatsächlich zunächst nicht über die Straße, sondern per Schiff (mit geringem Tiefgang) über das Meer und dann den Gwathló hinauf bis Tharbad.

Tharbad war also ein wichtiger Verkehrs- und Handelspunkt in Mittelerde zwischen dessen beiden größten Staaten, durch den viele Waren liefen und hätte zu einer großen Stadt werden können. Jedoch waren die beiden Reiche durch den erneuten Aufstieg Saurons und durch den Krieg erschüttert und die Beziehungen untereinander erloschen beinahe zur Gänze. Tharbad wurde nach wie vor von beiden unterhalten, war nun aber ein fast autarkes Gebiet mit wenig Verkehr in beide Richtungen. Neben der steinernen Brücke bestanden im Dritten Zeitalter auch die Häuser, Straßen und Kaie der Stadt aus Stein, denn Wälder gab es in dieser Gegend dank Númenor keine mehr.

Dadurch, dass sich Gondor eher von den Kriegsschäden erholte als Arnor, wurde Tharbad, obwohl näher an Annúminas und Fornost als an Osgiliath, schließlich eine zum größeren Teil gondorische Stadt. 1409 D. Z. wurde Cardolan, südlichster Teil Arnors, verwüstet und Arthedain gab sein Interesse an der Stadt auf. Als Arnor immer schwächer wurde, wurde in Tharbad eine starke gondorische Garnison errichtet, zur Unterstützung Arnors, aber vor allem zur Wahrung eigener Macht. Im Jahre 1636 D. Z. kam jedoch die große Katastrophe über alle Länder und Völker der Menschen: die Pest wütete und entvölkerte binnen weniger Jahre weite Gebiete Mittelerdes. Von Rhovanion ausgehend wurden Gondor und vor allem Osgiliath am schwersten getroffen, Flüchtlinge transportierten die Seuche weiter nach Norden. Hier nahm Tharbad seine Rolle als wichtiger Verkehrsknotenpunkt zum letzten Mal ein, denn hier sammelten sich die Flüchtlinge, bis die Krankheit eintraf und sich von dort aus ungehindert auch in Arnor verbreiten konnte und auch Fornost und die gerade erst auf der Bildfläche aufgetauchten Hobbits schwer traf. Tharbad war nun beinahe entvölkert und verfiel zusehends.

Tatsächlich war Tharbad nach der Pest immer noch von wenigen Menschen bewohnt und auch die große Steinbrücke bestand noch, wenngleich baufällig geworden. Die Stadt war aber nun bedeutungslos geworden, denn Handel in Eriador gab es nun so gut wie keinen mehr und die Länder waren nach dem Untergang Arnors 1974 D. Z. auf viele hundert Meilen Umkreis fast leer. Tharbad wurde von Gondor nicht mehr unterstützt und verfiel immer mehr. Im Jahre 2911 D. Z. litt die Bevölkerung ganz Eriadors und Gondors unter dem Grausamen Winter, im Frühjahr 2912 D. Z. schließlich verwüsteten die ungeheuren Fluten von Schmelzwasser die Stadt und rissen die Brücke mit sich, die wenigen Überlebenden zogen sich nun endgültig zurück und von Tharbad waren nur noch Ruinen übrig, die langsam im Sumpf versanken. Die große Nord-Süd-Straße erhielt sich in Teilen, wurde aber ohnehin nur noch von wenigen vereinzelten Wanderern benutzt. Der Gwathló konnte noch lange danach von geschickten Kletterern auf den steinernen Trümmern der großen Brücke überquert werden. 3018 D. Z. verlor hier Boromir sein Pferd, bei der gefährlichen Überquerung des Gwathló, welches später, wie Éomer berichtete, reiterlos nach Rohan zurück kehrte.

Vermutlich wurde im Vierten Zeitalter nach der Wiederbesiedelung Arnors auch Tharbad wieder neu errichtet.

Etymologie

Tharbad war der ursprüngliche Name für die Furt an der Grauflut. Tolkien könnte für den Namen durch die Furt bei Hall Green Village in Warwickshire, England inspiriert worden sein:

[...] das Dorf Hall Green lag nur ein Stückchen [von Sarehole] entfernt und war über einen Weg und eine Furt zu erreichen.

—” Humphrey Carpenter: J. R. R. Tolkien: Eine Biographie. II 1892-1916: Jugendjahre, 2 Birmingham.

Quellen