Bilwisse

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(Weitergeleitet von Goblins)
Ein Unhold aus den Minen von Moria.

Bilwisse oder auch Unholde (Krege: Orks, Wichte, Kobolde) entsprechen in der deutschen Der Herr der Ringe-Übersetzung J. R. R. Tolkiens Originalbezeichnung Goblins.

Zur Originalbezeichnung

In The Hobbit erklärt Tolkien noch im Vorwort, er habe ganz bewusst die „Hobbitform“ des Namens für diese Wesen, also Orcs in die moderne und uns heute verständliche Form Goblins übersetzt. Problematisch ist die Tatsache, dass Tolkien sich dann im Lord of the Rings erst recht spät darauf festlegt, nur noch das Wort Orcs zu verwenden. Tatsächlich taucht es nach dem Siebenten Kapitel des Dritten Buches Helms Klamm nicht mehr auf.

Zum Beispiel heißt eine von Gandalfs Feuerwerkskörpern im ersten Kapitel goblin-barker. Über den Südländer in Bree sagte Frodo Beutlin: “He looks more than half like a goblin—. Im späteren Romanverlauf werden zum Beispiel auch Halborks (Original Half-orcs) mehrfach als Goblin-men („Bilwissmenschen“) bezeichnet. Orks wie etwa Saurons Diener aus dem Norden, werden ebenfalls als Goblins („Bilwisse“) bezeichnet. Dabei ist jedoch keine spezielle Systematik erkennbar, so dass angenommen werden kann, dass Tolkien das Wort einfach als Synonym für „böse Kreaturen“ oder „Unholde“ gebrauchte.

Im Buch der Verschollenen Geschichten werden die Goblins mit den Gongs, den Orks der Berge, gleichgesetzt.

J. R. R. Tolkien schrieb auch ein Gedicht mit dem Titel Goblin Feet, ein märchenhaft angehauchtes Gedicht, in dessen Text auch folkloristische Gestalten, wie etwa Leprechauns und die titelgebenden Goblins erscheinen. Es erschien erstmals 1915 in einem kleinen Buch über Oxford Poetry[1].

Zur Übersetzung

Die genaueste Übersetzung des Wortes Goblins im deutschen Sprachgebrauch wäre wohl „Kobolde“. Unter Kobolden verstehen wir heutzutage allerdings eher kleine, harmlose und schalkhafte Wesen den bösen Kreaturen unähnlich, die J. R. R. Tolkien in seinem Legendarium beschreibt.

Sowohl Margaret Carroux als auch Wolfgang Krege vermieden daher weitestgehend diese Übersetzung. Während Carroux von „Bilwissen“ oder auch „Unholden“ spricht, übersetzte Krege Goblins in den meisten Fällen gleichförmig mit Orcs zu Orks. Die Übertragung „Wicht“, aber auch „Kobold“ (an einer Stelle in seiner Neuübersetzung von The Hobbit) lassen sich bei Krege auch finden.

Walter Scherf wählte in seiner The Hobbit-Erstübersetzung Kleiner Hobbit und der große Zauberer noch die Wortübertragung „Kobolde“, passend zur Bezeichnung für die größeren Exemplare dieser Art, nämlich den Hobkobolden (Original Hobgoblins). In seiner revidierten Übersetzung Der kleine Hobbit, verwendet Scherf dann die allgemeine Übertragung „Orks“.

Etymologie

Das Wort Kobolde entspricht tatsächlich nicht der eigentlichen Bedeutung des Wortes Goblins. Denn der Kobold ist im deutschen Sagen- und Märchentum ein im Grunde guter Haus- oder Naturgeist (Etymologisch: Der „Kobe“ (= Haus, Hütte) „hold“ (= erhaben, gut)). Der Goblin indes ist eine böse oder schädliche Kreatur, die auch als groteskes, boshaftes Phantom beschrieben wird.

Ebenso wie schon bei Kankra versuchte Margaret Carroux eine etymologisch passende deutsche Alternative zu Goblins zu finden. Sie wählte die Bezeichnung „Bilwisse“. Der Bilwis, Bilwiß, Bilwiz oder Belewitte ist ein „Korndämon“. Oft als „elfisches Wesen“ und wohltätiger Dämon der Kornfelder angesehen, der auf Bäumen und in Bergen wohnt. Carrouxs Wahl dieses Dämonenamens bezieht sich wohl eher auf den Bilwes- oder Bilmesschnitter als schädigenden Erntedämon, der in manchen Gegenden auch als Personifikation des Wirbelwindes gilt. Jacob Grimm geht in seiner Deutschen Mythologie (1835) von einer langsam begangenen Umdeutung des „heidnischen“ Bilwiss in der deutschen Folklore aus:

Unverkennbar durch alle diese zusammenstellungen ist die verwandtschaft der bilwiße mit göttlichen und elbischen wesen unseres heidenthums. Sie verfilzen das haar wie frau Holla, frau Berhta und der alb, sie tragen den kleinen hut und führen das geschoß der elbe, sie sind zuletzt gleich Holla und Bertha, zu einer kinderscheuche herabgesunken. ursprünglich —ºgute holden—¹, gesellige wolthätige wesen haben sie sich allmälich in unholde, teuflische gespenster, zauberer und hexen verkehrt.

—” Jacob Grimm: Deutsche Mythologie, Kapitel XVII: Wichte und Elbe.

Fraglich bleibt, warum Carroux nicht statt „Bilwiss“ weiterhin das einfachere „Unhold“ verwendete, welches dem Goblin vom Sinn her deutlich näher kommt.

Filmtrilogie

Regisseur Peter Jackson unterscheidet Orks, Uruk-hai und Goblins in der Der Herr der Ringe-Filmtrilogie ganz bewußt.

Hier werden nämlich explizit die kleineren Orkwesen in den Minen von Moria Goblins genannt. In der deutschen Synchronfassung und in den Übersetzungen der Bücher zur Filmtrilogie werden sie einfach als „Orks“ oder „Moria-Orks“ bezeichnet.

In der deutschen Synchronfassung des ersten Teils der Der Hobbit-Filmtrilogie unterscheidet Gandalf zwischen „Orks“ und „Bilwissen“. Im englischen Original spricht er von Orcs und Goblins. In einigen Filmbüchern übernahmen die deutschen Übersetzer irritierenderweise den englischen Begriff Goblins.

Anmerkungen

Weiterführende Artikel

Quellen

  • J. R. R. Tolkien: The Lord of the Rings.
    • Book One, Chapter IX: At the Sign of the Prancing Pony.
    • Book Three, Chapter III: The Uruk-hai.
      • Chapter VII: Helm's Deep.
      • Chapter IX: Flotsam and Jetsam.
  • J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Übersetzungen von M. Carroux und W. Krege.
    • Erstes Buch, Neuntes Kapitel: Im Gasthaus zum Tänzelnden Pony.
    • Drittes Buch, Drittes Kapitel: Die Uruk-hai.
      • Siebtes Kapitel: Helms Klamm.
      • Neuntes Kapitel: Treibgut und Beute.
  • J. R. R. Tolkien: The Hobbit. (passim)
    • Preface.
  • J. R. R. Tolkien: Der Hobbit. Übersetzungen von W. Scherf und W. Krege.
    • Siebtes Kapitel: Ein sonderbares Quartier.
  • Über den „Bilwis“ bei Wikipedia.de.
  • Über den „Kobold“ bei Wikipedia.de.
  • Über den Goblin bei Wikipedia.en (Englisch).