Georg Bitter Verlag

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Der Georg Bitter Verlag, zuvor Paulus Verlag, war ein deutscher Verlag mit Sitz in Recklinghausen.

Geschichte

Der Verlagsgründer Wilhelm Bitter (*1868; †1964) war ein deutscher Verleger und Politiker der Zentrumspartei und später der CDU. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde Bitter mehrfach verhaftet und schließlich wegen seiner regimefeindlichen Einstellung aus der Reichspressekammer und der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen.

Er schaffte es jedoch 1938 beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Gründung eines neuen Verlages zu erreichen. Diese Kommanditgesellschaft, führte Wilhelm Bitter nun mit seiner als politisch unverdächtig geltenden Frau Katharina Bitter unter dem Namen Paulus Verlag K.Bitter KG und dem Zusatz „Verlag für katholisches Schrifttum“. Verlegt wurde zu dieser Zeit katholisches Schriftgut, sowie Werke verschiedener Kirchenvertreter und Theologen, wie etwa dem Dichter und Schriftsteller Georg Thurmair.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte das nun als Paulus Verlag bekannte Unternehmen, Werke aus den literarischen Bereichen Katholische Theologie, Belletristik, Zeitgeschichte und insbesondere Kinder- und Jugendbuch. Unter den Autoren der vierziger und fünfziger Jahre waren dabei Schriftsteller, wie Walter Scherf, Josef Reding, Heinrich A. Mertens und Friedrich Wilhelm Foerster. In den sechziger Jahren publizierte der Paulus Verlag unter anderem die Schriften der Gruppe 61 sowie die Frühwerke von Günther Wallraff und Max von der Grün.

Ab Ende der sechziger oder Anfang der siebziger Jahre hieß der Verlag dann Georg Bitter Verlag. Der Verlag ist inzwischen nicht mehr existent.

Der Verlag und Tolkien

Ende der dreißiger Jahre, stand Allen & Unwin, der Verleger von J. R. R. Tolkiens The Hobbit, bereits mit einem potentiellen deutschen Verlag für den Hobbit, nämlich Rütten & Loening aus Potsdam, in Kontakt. Dieser Verlag bat allerdings bei Tolkien um einen Ariernachweis, den dieser ablehnte.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg korrespondierte Tolkien bereits mit dem Wolfsburger Künstler Horus Engels, der Tolkien mehrfach auf die Wichtigkeit seines Werkes in der deutschen Nachkriegszeit aufmerksam machen wollte. Tolkien konnte jedoch nur antworten, dass alle Fragen von Übersetzungen und Rechten bei den Verlagen liegen würden. Er wunderte sich zugleich auch, dass es keine weiteren Nachrichten von Rütten & Loening gäbe, die vor dem Krieg Interesse gehabt hätten.

Erst Mitte der fünfziger Jahre konnte Allen & Unwin mit dem Recklinghausener Paulus Verlag, einen weiteren Verlag für eine deutsche Übersetzung gewinnen. Als Übersetzer wurde Walter Scherf herangezogen, die Illustrationen fertigte Horus Engels an. Die deutsche Übersetzung erschien erstmals 1957 unter dem Titel Kleiner Hobbit und der große Zauberer.

Der Verlag schickte insgesamt fünf Ausgaben im Januar 1958 zu Allen & Unwin. Tolkien erhielt diese im Februar, äußerte sich aber nicht weiter dazu. Im Juni 1968 schickte der Paulus Verlag eine Kopie der zweiten Auflage (1967) mit verändertem Schutzumschlag. Ab der zweiten Auflage lautete der Titel dann nur noch Der kleine Hobbit und die dritte Auflage (1971), erschien schon unter dem neuen Verlagsnamen Georg Bitter Verlag. Diese Auflag enthält Illustrationen von Klaus Ensikat, wurde von Walter Scherf nocheinmal überarbeitet und damit größtenteils der 1969/70 erschienen Übersetzung des Der Herr der Ringe angepasst.

Ab 1974 erschien Der kleine Hobbit dann auch als Lizenzausgabe, und zwar als Taschenbuch bei dtv junior[1]. Die Rechte an der alten Übersetzung lagen noch bis in die späten achtziger Jahre beim Georg Bitter Verlag[2], wann die Veröffentlichungsrechte dann komplett an den Deutschen Taschenbuch Verlag gingen, ist jedoch nicht bekannt.

Anmerkungen

  1. John Ronald R. Tolkien: Der kleine Hobbit. Ungekürzte Ausgabe (November 1974). Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München. Lizenzausgabe des Georg Bitter Verlages, Recklinghausen. ISBN 3-7903-0133-7.
  2. J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Erstes Buch, Einführung 1 Über Hobbits (Anm. d. Übers.). Klett-Cotta Verlag, 1987. ISBN 3-608-95536-4.

Quellen