Klett-Cotta Verlag

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Der Greif, Logo der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung ab 1839.

Der Klett-Cotta Verlag ist eine der Klett-Gruppe angehörende, deutsche Verlagsgemeinschaft mit Sitz in Stuttgart. Der Verlag vertreibt vor allem Bücher aus den Bereichen Fantasy, Sachbuch, Geschichte, Psychotherapie, Psychoanalyse, Pädagogik und Philosophie.[1]

1977 entstand die Verlagsgemeinschaft Klett-Cotta, nachdem der vorrangig als Schulbuchverlag tätige Ernst Klett Verlag, die 1659 gegründeten Cotta’sche Verlagsbuchhandlung übernahm. Seitdem lautet der Name der Verlagsgemeinschaft Verlagsgemeinschaft Ernst Klett-J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachf. GmbH, abgekürzt zu Klett-Cotta Verlag.[1]

In den letzten Jahrzehnten pflegte man besonders anspruchsvolle Fantasy-Literatur, sowie die deutsche Vertretung außerhalb des literarischen Mainstreams schreibender US-amerikanischen Autoren. Im November 2007 übernahmen die Verleger des Independent-Verlags Tropen, Michael Zöllner und Tom Kraushaar, die verlegerische Geschäftsführung und erhielten eine Beteiligung am Verlag. Tropen ist seit Januar 2008 Imprint-Verlag bei Klett-Cotta.[1]

J. R. R. Tolkiens Werke

In den sechziger Jahren, bewirkte der Sohn des damaligen Verlagschefs Ernst Klett (1911–1998), Michael Klett, der während eines Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten von Amerika, J. R. R. Tolkiens The Lord of the Rings kennenlernte, dass Tolkiens Roman in das Programm des Ernst Klett Verlages aufgenommen wurde. Zuvor war er von allen größeren deutschen Verlagen abgelehnt worden.[2]

Der Herr der Ringe in der überarbeiteten Übersetzung Margaret Carrouxs und E.-M. von Freymanns (2011).

Im Oktober 1966 machte der Ernst Klett Verlag Allen & Unwin ein offizielles Angebot für eine deutsche Ausgabe.[3] Der Stuttgarter Verlag beauftragte für die Übertragung ins Deutsche die Übersetzerin Margaret Carroux. Frau Carroux zog für ihre Übersetzung die von J. R. R. Tolkien eigenhändig zusammengestellte Nomenclature of The Lord of the Rings zu Rate, stand mit Tolkien in brieflichem Kontakt und besuchten diesen sogar 1967 persönlich in Oxford.[4] Aufgrund von Problemen, die Übersetzung der Lieder und Gedichte betreffend, vermittelte eine damalige Mitarbeiterin des Ernst Klett Verlages, Thelma von Freymann, dem damals zuständigen Lektorat ihre Mutter, die Dichterin Ebba-Margareta von Freymann. Diese übertrug in der Folge die Lyrik der gesamten Trilogie.[5] Die deutsche Erstausgabe des The Lord of the Rings erschien zwischen 1969 und 1970 unter dem Titel Der Herr der Ringe. Diese Ausgabe, von der eine Stückzahl von 5.000 Exemplaren gedruckt wurde, blieb allerdings zunächst erfolglos.[2] Später erklärte sich der Verlag dies über das Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre in der Bundesrepublik Deutschland noch wenig gefragte und kaum etablierte Genre der fantastischen Literatur. Als weiterer möglicher Grund gilt der mit 36,50 DM pro Band, damals vergleichsweise hohe Preis der Leinenausgabe.[2] Erst mit der bekannten grünen Paperback-Ausgabe im Schuber von 1972, die bereits zu einem Preis von 39,80 DM erhältlich war, wurde Der Herr der Ringe für den Ernst Klett Verlag ein Erfolg.[2]

Michael Klett schuf mit der Zusatzbezeichnung Hobbit Presse bereits 1968 eine Betitelung für den neuen Bereich der fantastischen Literatur im Ernst Klett Verlag. Seitdem erscheinen unter dieser Reihenbezeichnung auch Werke von Fantasy-Autoren wie zum Beispiel William Goldman und Peter S. Beagle.[2] Der Verlag ist auch Herausgeber der Tolkien Times.

Vom Silmarillion (1978) über Nachrichten aus Mittelerde (1981) bis zur Neuübersetzung des Hobbit (1997; überarbeitete Ausgabe 2012) erschien der Großteil von J. R. R. Tolkiens Werken in der Erstveröffentlichung oder ausschließlich bei Klett-Cotta. Seit den achtziger Jahren erscheinen auch vom Verlag lizensierte Taschenbuchausgaben einiger Bücher von und über J. R. R. Tolkien, so bei dtv oder auch Ullstein.[2]

Die umstrittene Neuübersetzung des Der Herr der Ringe in der grünen Erstausgabe (2000).

Im Jahre 2000 erschien im Klett-Cotta Verlag in einer dreibändigen Paperback-Ausgabe und einer einbändigen Hardcover-Ausgabe eine Neuübersetzung des Der Herr der Ringe von Wolfgang Krege, die in Fankreisen umstritten ist. Trotz des nicht einstimmigen Zuspruchs, den die Neuübersetzung, auch in den Medien erfuhr, war die erste Übersetzung Margaret Carrouxs und Ebba-Margareta von Freymanns zunächst nicht mehr, und ab 2002 dann nur in der hochpreisigen weißen Leinenausgabe von 1987 lieferbar. Am 4. November 2008 erschien dann die erste Übersetzung erstmals in einer von Stephan Askani und Lisa Kuppler überarbeiteten Luxusausgabe. Eine einbändige Leinenausgabe dieser bearbeiteten Übersetzung folgte drei Jahre später. Die Übersetzung Wolfgang Kreges erschien unter anderem als Luxusausgabe in weißem Leder und mit Motiven von Peter Jacksons Der-Herr-der-Ringe-Filmtrilogie. 2012 erschien eine durch Lisa Kuppler überarbeitete Fassung widerrum als Paperback-Ausgabe im Schuber. Für den seit 2003 zuständigen Lektor für fantastische Literatur im Klett-Cotta Verlag, Herrn Stephan Askani, ist die Würdigung und der Vertrieb beider Übersetzungen gleichermaßen wichtig.[6]

Für die Gestaltungen der Buchcover von Tolkiens Werken, war neben Heinz Edelmann vor allem der Reutlinger Grafiker Dietrich Ebert verantwortlich. Seit einigen Jahren übernimmt der Klett-Cotta Verlag auch häufiger das Design der Originalausgaben. Bei neu aufgelegten Ausgaben beauftragt der Verlag vor allem den Illustrator Maximilian Meinzold.

Externe Links

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Geschichte des Klett-Cotta Verlages (1659–heute) auf klett-cotta.de (abgerufen am 24.05.2014).
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Irene Ferchl: Interview mit Ulrike Killer über die Hobbit Presse bei Klett-Cotta, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 46 (01.06.1988), S. 1796ff.
  3. Christina Scull und Wayne G. Hammond: The J. R. R. Tolkien Companion and Guide. Part I: Chronology, Eintragungen für 13 May 1966; 13 October 1966; 18 October 1966; 21 October 1966; 24 October 1966 und 27 October 1966.
  4. Elsemarie Maletzke: Gegen die »Lektorateneinheitssoße«, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 73 (13.9.77), S. 65ff.
  5. Christina R. Hirschochs: Auszüge aus einem Gespräch vom 27. September 2011 mit Thelma von Freymann über das Leben ihrer Mutter Ebba, in: Andrea Germer (Hg.): Töchter der Zeit (Band 2): Hildesheimer Frauen aus sechs Jahrhunderten, Hildesheim 2013, S. 265.
  6. Anke Brandt: Im Gespräch mit Stephan Askani, publiziert am 20. November 2013 auf Geisterspiegel.de (abgerufen am 24.05.2014).